The Entanglement between Gesture, Media, and Politics

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The
Entanglement
between
Gesture, Media,
and Politics
Workshop II / Hallein
Gesture
Transition
Nongesture

Politics of Gestures-Lab

Workshop II / Hallein

Das internationale Kunst- und Design-Festival „Schmiede Hallein“ war der Rahmen für den zweiten Workshop des Forschungsprojekts „The Entanglement between Gesture, Media, and Politics“ vom 20. bis 30. September 2017. Auf einem Teil des weitläufigen Areals einer ehemaligen Saline konnte das Projektteam einen Ort schaffen, der Experimente mit körperlichen Gesten, mit Technik und räumlichen Installationen ermöglichte.

Das Projekt war als „Politics of Gestures“-Lab Teil des Schmiede Festivals und bot den rund zweihundert internationalen Teilnehmer/innen die Möglichkeit, sich in den Forschungsprozess einzubringen. Ein entsprechendes Format stellten die Vorträge und Workshops mit den beiden Gästen Antje Vowinckel (Feature- und Hörspielautorin, Berlin), „Melody minus One“ und Stefan Krebs (Technikhistoriker, Universität Luxemburg), „Experimental Media Archaeology and the Politics of Kunstkopf Stereophony“, dar. Zudem entstand eine Zusammenarbeit vor Ort mit der Künstlerin und Regisseurin Lucie Strecker („Modeling the Immune System with Gestures“) sowie aktiver Austausch über politische Gesten mit dem Kulturmanager und Intendanten Anwar Akhtar und technische und inhaltliche Reflektion mit dem Medienkünstler und Programmierer Mark Coniglio.

Foto: Torsten Schmitt Fotografie | Berlin | www.fotosch.de

Timo Herbst zeigte seine Arbeit „Play by rules (Hamburg)“, die auf den Demonstrationen und Ausschreitungen im Umfeld des G20-Gipfels im Juli 2017 basiert. Im Fokus der Videoinstallation stehen die allgegenwärtigen internetfähigen Bild- und Tonaufnahmegeräte, die Demonstrant/innen und Berichterstatter der Nachrichten nutzten, um Geschehnisse zu dokumentieren und teilweise in Echtzeit zu verbreiten.

Installationsansicht „Play by rules (Hamburg)“, 4-Kanal-HD-Video, 7 min., 2017, Foto: Timo Herbst

Laurie Young gab den Projektteilnehmer/innen Einblick in ihre Arbeitsmethode, die sie seit Braunschweig hatte weiterentwickeln können. Die Choreographin hatte inzwischen gemeinsam mit der kanadischen Tänzerin Justine Chambers an ihrer Methode der sequentiellen Analyse von Protestgesten gearbeitet. Bedingt durch autobiografische Momente, die mit diesen Gesten verknüpft waren, beschrieb Young den Prozess als besonders intensive Erfahrung. Konrad Strutz stellte seine künstlerische Beschäftigung mit fotografischen Abbildungen abseits gewöhnlicher Raumdarstellung vor, betonte das Element Zeit, das diese Abbildungsvorgänge benötigen und baute eine eigens konstruierte Maschine im Raum auf. Tobias Schulze machte seine Recherche zur Social Media-App „musical.ly“ zugänglich und stellte seine Überlegungen zum Zusammenhang von Technik, Geste und Verwendung von Gesten in der Populärkultur vor.

Materialsichtung und Diskussion: Gesten bei musical.ly. Foto: Torsten Schmitt Fotografie | Berlin | www.fotosch.de

Zur kollaborativen Weiterentwicklung der eingebrachten Arbeiten in kleineren Gruppen, griffen die Projektteilnehmer/innen auf das Framework der „Transformation Chains“ zurück, die künstlerische Arbeitsweisen mit spielerischen Zugängen (u.a. „Cadavre Exquis“) vereinen kann. Dina Boswank verschriftlichte eine Zeichnung Herbsts, in der er Sequenzen einer Geste festhielt. Boswank arbeitete zunächst deskriptiv, die evozierten sprachlichen Bilder offenbarten aber spätestens durch die performative Rückübersetzung in Körperbewegungen ihren großen experimentellen Spielraum.

Foto: Torsten Schmitt Fotografie | Berlin | www.fotosch.de

Mit einer weiteren Spielart der Übersetzung zwischen unterschiedlichen Notationen experimentierte Florian Bettel, der Boswanks Text mithilfe des Google Bildersuche-Algorithmus in Zeichnungen überführte. Bettel hob dabei die Bedeutung des Kontextes dieser Bilder hervor, da Einzelbilder kaum lesbar waren. Die Frage nach dem Kontext und der Zuschreibung von Bedeutung spitzte er mit einer Serie von Bildern mit unterschiedlichen Bildunterschriften weiter zu.

Foto: Torsten Schmitt Fotografie | Berlin | www.fotosch.de
Foto: Torsten Schmitt Fotografie | Berlin | www.fotosch.de

In gemeinsamer Arbeit und durch das Experimentieren mit Kinect-Hardware entwickelten Strutz und Young das Konzept einer Choreographie, welche es ermöglichen soll, Überwachungssysteme (z.B. an Staatsgrenzen) durch die Anpassung der Bewegungsmuster einer Person zu unterlaufen.

Foto: Torsten Schmitt Fotografie | Berlin | www.fotosch.de
Foto: Torsten Schmitt Fotografie | Berlin | www.fotosch.de

Ausgehend von „Play by Rules“ befragte Irina Kaldrack das Verhältnis von dem Politischen, Geste und Medien. Es entstand die Rohfassung der Installation und Lecture Performance „Transforming Political Gestures Through a Chain“: Video- und interaktive Soundinstallation (Herbst) verzahnen sich mit den Beschreibungen von Gesten (Boswank) und einem performativen Vortrag (Kaldrack). Anfang November zeigten sie diese auf internationalen Tagung „Affective Transformations“.

Verschriftlichung von Gesten (Dina Boswank). Foto: Torsten Schmitt Fotografie | Berlin | www.fotosch.de
Foto: Torsten Schmitt Fotografie | Berlin | www.fotosch.de
Performanz im Rahmen der Präsentation „Transforming Political Gestures through a chain“. Foto: Timo Herbst

Auf theoretischer Ebene widmeten sich die Projektteilnehmer/innen der Recherche weiterer künstlerischer Referenzen und den Grundzügen einer Klassifikation dieser Beispiele. Zudem wurde die Verwendung von Protestbewegungen und -gesten in der Populärkultur (u.a. Musikvideos) beleuchtet. Die gemeinsame Auseinandersetzung in der Gruppe brachte außerdem das Thema „Spiel“ auf, das aus kulturtheoretischer Perspektive mit Johan Huizinga und Roger Caillois eingeordnet und für weitere Anknüpfungspunkte zwischen den einzelnen Arbeiten aufbereitet wurde. Die fortlaufende theoretische Reflexion und die Anknüpfung an aktuelle Diskurse sind Grundlage zur Erarbeitung neuer Perspektiven auf den Untersuchungsgegenstand „Geste“ sowie zur Vorbereitung auf das Symposium und die Publikation, die alle Ergebnisse abschließend bündeln sollen.

Das Projekt

Das Projekt „The Entanglement between Gesture, Media, and Politics“ untersucht die Verschränkungen körperlicher Gesten mit zeitgenössischen ubiquitären und global vernetzten Medientechnologien.

(Sich) Zu zeigen erhält einen neuen Stellenwert, sowohl in global zirkulierenden Bewegtbild-Medien als auch in zunehmend von Sensoren und Prozessoren durchzogenen Alltagswelten. Dabei ändern sich Präsenz und Öffentlichkeit, so die Annahme des Projekts. Es gilt zu analysieren, wie unterschiedliche Formen von Gegenwärtigkeit und Öffentlichkeit verfasst sind und wie sie entstehen. Die Arbeit an zwei Schwerpunktthemen soll diese Prozesse erfahrbar machen und die Reflexion ermöglichen.

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Die Publikation

Throwing Gestures untersucht das aktuell gestiegene Interesse an Gesten und ihre Verschränkung mit Medien und Politik.

Gesten gehen von Körper zu Körper über und bewegen sich zwischen unterschiedlichen Zuständen medialer Repräsentation. Protestbewegungen und ihre jeweilige Ästhetik, die jahrzehntelange Fortschreibung sozioökonomischer Krisen, die prekäre Lage von sogenannten Gig-Workern und diverse Mechanismen zur Quantifizierung von Arbeit und Freizeit sind einige der angesprochenen Themen.

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Prozess

Workshop I / Braunschweig

Vom 24. bis zum 28. April 2017 trafen sich die ProjektteilnehmerInnen zum ersten Workshop in Braunschweig. In intensiven Arbeitstagen stellten wir einander unsere Materialien und Methoden vor, zeigten Zwischenergebnisse von Recherchen, wir orteten gemeinsame Interessen an ausgewählten Fallbeispielen und erprobten unterschiedliche Methoden, um sich diesen analytisch anzunähern.

Workshop II / Hallein

Das internationale Kunst- und Design-Festival „Schmiede Hallein“ war der Rahmen für den zweiten Workshop des Forschungsprojekts „The Entanglement between Gesture, Media, and Politics“ vom 20. bis 30. September 2017. Auf einem Teil des weitläufigen Areals einer ehemaligen Saline konnte das Projektteam einen Ort schaffen, der Experimente mit körperlichen Gesten, mit Technik und räumlichen Installationen ermöglichte.

Workshop III / Berlin-Köpenick

Der dritte Projekt-Workshop fand vom 15. bis 19. Mai in den Lake Studios, Berlin Köpenick, statt. Wir arbeiteten intensiv an Installationen, Lecture Performances und Choreografien. Nach den Phasen von Exploration und Experimenten zu unseren Schwerpunktthemen und Fallstudien konzentrierten wir uns nun auf deren Verdichtung und ästhetische Formen.

Workshop IV / Berlin-Kreuzberg

Vom 4. bis 10. September 2018 trafen wir uns zum vierten und letzten Workshop im Kunstquartier Bethanien. Wir arbeiteten intensiv an unseren kollektiven und individuellen Installationen für die Ausstellung im Dezember.

Abschluss-Veranstaltung
Symposium: Throwing Gestures

Symposiumsbericht von Christian Schwinghammer / Daniel Stoecker, Forschungskolleg SENSING: Zum Wissen sensibler Medien, Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM), Potsdam.

Kunstquartier Bethanien, Studio 1, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin. Symposium 8. Dezember 2018, 10–19 Uhr.

Ausstellung: Throwing Gestures

Rückblick auf die Ausstellung „Throwing Gestures“ im Studio 1, Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin. Vernissage am 7. Dezember 2018 – Ausstellungsdauer 9. bis 16. Dezember 2018

News

Buchpräsentation „Throwing Gestures“

Am 19. Mai 2022 fand die Buchpräsentation von „Throwing Gestures. Protest, Economy and the Imperceptible“ an der Universität für angewandte Kunst Wien statt. Es sprachen Marie Artaker, Gerald Bast (Rektor), Florian Bettel, Ernst Strouhal und Konrad Strutz.

Abschlusspublikation: Throwing Gestures

Die Abschlusspublikation „Throwing Gestures“ erschien im September 2021 im Verlag für moderne Kunst. Herausgeber*innen sind Florian Bettel, Irina Kaldrack und Konrad Strutz.

Ausstellung: Throwing Gestures

Vernissage am 7. Dezember 2018 – Ausstellung ist täglich geöffnet, 12–20 Uhr – bis 16. Dezember 2018

Partner/Kooperationen

Durchgeführt an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig; gefördert durch die Volkswagen-Stiftung im Rahmen des Programms Arts & Science in Motion; unterstützt von der Universität für angewandte Kunst Wien.